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Día de Muertos: Die Feier von Leben und Tod – ein Widerspruch?

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Día de Muertos: Die Feier von Leben und Tod – ein Widerspruch?

 

In weiten Teilen Lateinamerikas mittlerweile verbreitet, stammt der berühmte Dia de Muertos, zu Deutsch «Tag der Toten», ursprünglich aus Mexiko. Auch wenn der Tag zu Ehren der Toten ist, ist die Tradition mit purer Lebensfreude und Feiern verbunden. Statt trister Schwarz- und Weisstöne wird insbesondere Mexiko bei diesem dreitägigen Fest in ein kunterbuntes Meer an Farben getaucht. Sowohl die Stadt selbst als auch die Menschen schmücken sich mit Blumen, Fahnen und kunterbunten Stoffen. Doch was genau wird hier eigentlich gefeiert und ist es nicht widersprüchlich ein frohes Fest anlässlich der Toten walten zu lassen? Dazu das wichtigste in Kürze.

 

Vereinung von Widersprüchen

Wenn Kinder Süssigkeiten in Form von Totenköpfen essen und ganze Familien ein Picknick auf dem Friedhof veranstalten, dann ist mit grosser Sicherheit der Día de Muertos. Was für unsere westliche Kultur im ersten Moment etwas makaber wirken dürfte, ist in weiten Teilen Lateinamerikas ein fest verankertes Volksfest geworden. Statt im klassischen Sinne um die Toten zu trauern, wird ihnen vielmehr durch ein farbenfrohes Fest Ehre erteilt. Frauen bemalen ihre Gesichter mit einem Totenkopf und schmücken ihre Köpfe mit kunterbunten, grossen Blumenkränzen. Dazu wird in aller Regel ein traditioneller Rock getragen. Auch die Männer bemalen sich im Gesicht und tragen Hüte auf ihren Köpfen. Herrscht sonst Ruhe und Andacht auf dem Friedhof, so wird in diesen Tagen selbst laute Musik vor den Gräbern verstorbener Menschen gespielt und gar getanzt.

 

Alte Traditionen bewahren

Dieser Brauch entstand bereits vor mehreren Tausend Jahren und kommt von verschiedenen Völkern. Das Spannende: Ist Trauern um die Verstorbenen in unserer westlichen Kultur eine Form von Respekt, so waren Azteken, Tolteken und andere Völker der Ansicht, dass dies respektlos sei. Ihre Argumentation war, dass der Tod Teil der verschiedenen Phasen des Lebens sei. Statt die Verstorbenen als «ausgelöscht» zu betrachten, waren sie für besagte Völker immer noch Teil der Gemeinschaft. Insbesondere während des Día de Muertos kommen sie auf die Erde zurück, um gemeinsam zu feiern. Die Feierlichkeiten finden jedes Jahr vom 31. Oktober bis zum 02. November statt und vereinen Religionsrituale und christliche Feste.

 

«LA OFRENDA» - ein Altar zum Willkommenheissen statt zur Anbetung

Im Fokus der Festtage steht die sogenannte Ofrenda, der Altar. Dieser dient jedoch nicht zur Anbetung, sondern soll durch seine reich bestückten Gaben wie Essen, Familienfotos und Wasser die Verstorbenen nach ihrer langen Reise nähren. In aller Regel werden Studentenblumen verwendet, um den Altar zu schmücken. Die verstreuten Blumen sollen die reisenden Seelen zurück zu ihrer Friedensstätte führen. Die Räucherkerzen dienen der Reinigung und der Übertragung von Lob und Gebeten.

 

Día de Muertos – auch ein Fest des Genusses

Auf der langen Reise von der Geisterwelt ins Diesseits kann man auch mal hungrig werden, so der Glaube bei der Tradition. Daher stellen das gemeinschaftliche Essen und Trinken und die Opfergaben am Altar ein Kernstück der Festlichkeiten dar.

Das Pan de muerto, das Brot der Toten, ist eine berühmte Spezialität. Es handelt sich dabei um ein süsse Brotspeise, die häufig mit Anissamen und Teig in Form von Knochen und Schädeln verziert ist. Auch bekannt ist der Zuckerschädel, der aus der traditionellen Zuckerkunst des 17. Jahrhunderts von italienischen Missionaren stammt. Ebenso ist für das flüssige Wohl gesorgt: Hier wird Pulque, ein fermentiertes Süssgetränk aus Agavensaft getrunken. Atole ist ein warmer Brei aus Maismehl mit Gewürzen wie Zimt und Vanille.

 

Autorin: Sarah Maus

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